Sunday, December 04, 2005

Peter´s NYC Tagebuch
Issue 02/2005 vom 04-12-2005

Life and live in New York City (NYC)
Hallo Ihr Lieben, wie schnell doch die Zeit verrinnt – es ist schon fast sechs Wochen her, als ich Euch mit meinem ersten Tagebuch-Newsletter beglückt habe. Also höchste Eisenbahn für die zweite Ausgabe; denn es ist wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, jede Menge passiert, was absolut erzählenswert ist. Deshalb das heutige Tagebuch unter dem Motto:
Life and live in New York City (NYC) and somewhere around in the US.
1) Urlaubs-Stress
Tja als gestresster Neu-New Yorker (und natürlich weil meine Julia ohne Urlaub hier in New York gleich in ihren Job gestartet ist) war Anfang November der erste Urlaub hier in the U.S. angesagt. Und wo fährt man da so als Neu-Yuppie hin. Ganz klar, da kann´s nur ganz dekadent in die Karibik gehen. Unser Ziel: St. Croix auf den U.S.V.I. (aha schon wieder diese Acronyms !!) – ok. auf die United States Virgin Islands. Wo das liegt ??? Na klar, also einfach den guten alten Diercke Schulatlas rausholen und dann liegt neben der Dom. Rep. das schöne Puerto Rico. Und von da aus einfach 3cm nach rechts und 1,8 cm nach unten und schon seid ihr mitten im Paradies auf St. Croix (das die Amis 1912 von den Dänen abgekauft haben). Bleibt die Frage wie spricht der gemeine Amerikaner diesen offensichtlich französischen Namen St. Croix (also: ) denn aus. Oder macht er es wie Latinos, die ja in der Karibik auch viel vetreten sind und macht daraus einfach Santa Cruz. Weit gefehlt - in dreckigem amerikanischem Slang heißt es Säääääään Kroy.

Um dorthin zu kommen wird man wie so oft mit der amerikanischen Unstrukturiertheit konfrontiert. Beim Einchecken um 5 Uhr morgens, erklärt uns doch die nette Pre-Check-in-Warteschlangen-Einweiserin, dass wir für unseren Flug nach Miami hier anstellen können. Hä Miami, was bitte ??? „Ey Kolleche, wir nix Miami, wir wolle nach Säääääään Kroy, verstehe ???“ Und siehe da in all unseren Reiseunterlagen hatten wir einen Stopover in Puerto Rico – nix mit Miami. Fakt aber war, wir flogen mit zwei Stopovern über Miami und Puerto Rico nach St. Croix. ABER !!! Es hat sich gelohnt. Denn die Insel ist das Paradies. 365 Tage zwischen 28 und 30 Grad, allerings auch jeden Tag Regen, aber meist nur so 5-10 Minuten Schauer und dann scheint auch schon wieder die Sonne. In unserem Resort (das zwar seine besten Zeiten schon hinter sich hatte) hatten wir einen Bungalow direkt am Strand, mit Terrasse und Meerblick, so dass man mit Meeresrauschen einschlafen konnte. Der Strand (ein Privatstrand nur für die Anlage (siehe Bilder) war ca. 500 m lang und meistens waren so zwischen 10 und 20 Leutchen da – also fast wirklich ein richtiger Privatstrand !!! Und Besuch gab es höchstens von Pelikanen oder Weißkopfseeadlern.

Ok ok und jetzt bitte wieder ein bisschen neidneidneidneid ... :-)
Und die hier vorherrschende Ruhe und Beschaulichkeit, mit der man auf dieser Insel konfrontiert wird, ist wirklich erstaunlich. In Lokal wenn man der Bedienung winkt, kann es schon vorkommen, dass sie einfach freundlich zurückwinkt ohne aber an den Tisch zu kommen. Oder aber der 21-jährige Alfredo – ein typischer Carribean mit einer Rastamähne, die er allerdings unter einen riesigen turbanähnlichen Haube versteckte – der als Resort-Chauffeur uns zum nahegelegenen Golfplatz shuttelte. Der erzählte uns doch glatt, dass er für nächstes Jahr plane auf die andere U.S.V.I.-Insel St. Thomas zu fahren. UND ??? dass es das erste Mal ist, dass er seit seiner Geburt vor 21 Jahren St. Croix verlassen werde. Wow – 21 Jahre im Paradies und was sonst so auf der Welt passiert geht denen hier am Popo vorbei. Noch zu erwähnen ist das Nationalgetränk von St. Croix: auf der Insel hergestellter Cruzan Rum, den man dann meist in Cocktailform auch reichlich zu sich nimmt. Offensichtlich gibt es aber noch keine Langzeitstudie über die Nebenwirkungen ... Als sich noch am vierten Morgen beim Frühstücksbuffet unsere Bedienung (wie auch schon die drei Tage zuvor) wieder vorstellte: „Good Morning, welcome to St. Croix, my name is Rebecca and I wish you a nice vacation!“ – da fragt man sich dann doch, ob man den vierten Cocktail an diesem Abend besser weglassen sollte.

Da kann man nur sagen: That was cool, that´s Cruzan state of mind.

2) Halloween (oder amerikanischer Gigantismus)
Zurück in NYC wird man dann gleich wieder mit dem amerikanischen Gigantismus konfrontiert. Alles hier ist the largest, the most famous, the greatest und so weiter, und so weiter. So auch die greatest Halloween Parade in the World. Okay haben wir uns da gedacht, da müssen wir hin. Lauter gruselige ausgehöhlte Kürbisse die von Greenwich Village bis zum Times Square marschieren. Und es war auch tarsächlich die halbe Stadt unterwegs, aber irgendwie haben wir dann doch noch einen kleinen Spot erwischt, wo wir wenigstens ein bisschen sehen konnten. Und nachdem wir da so eine Stunde wareteten, obwohl es schon längst hätte losgehen sollen, stieg die Spannung ins Unermessliche. Es ging los !!! UND???? Hinter dem Opening Act – einem Schwung hochstelzigen Skeletten kamen in ungordneter und loser Reihenfolge ein Sammelsurium mehr oder weniger gut verkleideter New Yorker, die den Skeletten hinterhermarschierten. Nach gut vierzig Minuten Hoffen, dass es ja dann irgendwann mal so richitg losgehen würde, gaben wir auf, sind nach Hause und haben uns den Rest im TV reingezogen. Und es kam tatsächlich nix mehr nach. Fazit: Jeder Faschingszug in Nürnberg (auch wenn ich die letzten 10 Jahre keinen mehr gesehen habe) schlägt die wolrd-famous Halloween Parade in NYC um Längen. Aber immmerhin. World-Famous.

Well, That must be cool, that´s New York state of mind.

3) Pets
Ein ganz wichtiges Thema hier in NYC – in der Stadt der Wolkenkratzer, kleiner und teuerer Einzimmer-Appartments – ist das Thema PETS, also genauer gesagt Hunde. Und irgendwie weiß ich jetzt auch was der deutsche Begriff Hundeleben bedeutet. Life in NYC ist für einen Hund eine echt schwierige Sache. WARUM ? Logisch, versetzt euch einfach mal in einen so kleinen Vierbeiner hinein. Der erste Punkt ist zweifellos der schlimmste – als Hund ist man hier absolut unerwünscht. An vielen der größeren Appartmenthäuser hängen Schilder „No PETS allowed“, in den Mietverträgen steht auch „No PETS allowed“, aber trotzdem spaziert so mancher Hund mit hochaufgestzter Schnauze an den Portiers der noblen Appartmenthäuser vorbei in sein Appartment. Was soviel heißt - eigentlich ist man unerwünscht wenn nicht sogar illegaler Hausbesetzer, aber irgendwie wird man ja dann doch geduldet. Ausgehen für mich als Vierbeiner ist auch eine vertrackte Sache, man wird immer an der kurzen Leine gehalten und steht immer unter Aufsicht. Und was ich besonders unangenehm empfinde ist, wenn man mal sein Gschäftle verrichten muss und einen netten Haufen an einen Baum setzen muss – selbst da wird man beobachtet und dann wird mein „Geschäftchen“ in ein Plastiktütchen verpackt und landet im nächsten Mülleimer – irgendwie kommt man da sich ein wenig schäbig vor. Aber alle Hundebesitzer machen das so und die Menschen finden es hier offensichtlich gut, nirgends einen Hundehaufen zu sehen. Komisch, oder ? Tja und so richtig mal auslaufen ist auch nur am Wochenende drin und da geht es dann zu extra „dogs allowed“ eingezäunten Gehegen und da sind dann auch bestimmt 40 – 50 meiner Kollegen da und dort dürfen wir dann so eine Stunde mal richtig durch die Gegend flitzen. Immerhin, immerhin.
Aber ich habe ja noch so Kollegen, die sind so richtig hart drauf (oder sinds vielleicht auch deren Frauchen ?). So langsam zieht ja hier auch der kalte Winterwind durch die Manhattaner Häuserschluchten und da kanns einer kleinen Pudel-Rehpinscher-Mischung wie mir schon mal so richtig kalt werden. ALLLLLSO ?! Warm anziehen ist die Devise. Hier gibt es ja Gottseidank auch Hunde-Bekleidungsläden und ganz “chic” diesen Winter ist schwarzer Strick incl. Beinchen – also bis auf meinen Kopf und meine vier Pfötchen ist alles in schwarzen Strick verpackt. Und wer auf Streit mit Kollegen aus ist, kann sich auch nen schwarzen Steppanzug mit Kaputze und aufgenähtem Totenkopf zulegen (was bei winzigen weißen Pudelchen besonders gefährllich aussieht). Insbesondere wenn die meisten meiner Kollegen bei Streit nicht nur den Schwanz einziehen, sondern noch viel schlimmer einfach in der Handtasche des Frauchens verschwinden. Aber vielleicht liegt ja auch an der schlechten Luft hier, dass viele meiner Kollegen nur auf Handtaschengröße heranwachsen.

Well: That´s dog life, that´s New York state of mind.

4) Xmas und aehnliches in NYC !!!
Auch ein ganz spannendes Thema, denn Xmas ist hier irgendwie nur second best. Viel wichtiger ist hier der letzte Donnerstag im November (und die drei Tage danach) – da wird hier das wichtigste Fest der Amerikaner gefeiert – THANKSGIVING (frei übersetzt mit exzessiver Truthahn-Massenvernichtungs-Fresserei). Warum ist Thanksgiving wichtiger als Xmas ?? Ganz einfach. Es ist das einzige Fest, das alle Amerikaner jedweder Konfession feiern, während Xmas ja ein christliches Fest ist, das z.B. die Juden nicht feiern. Und es war das erste Mal, das diese Stadt hier ruhig war, fast keine Autos, kein Lärm, sozusagen fast „himmlische Ruhe“. Was ja bekannt ist, dass hier die Turkeys verspeist werden, mir war aber der historische Hintergrund bisher nicht bewusst. Die Geschichte von Thanksgiving, dem amerikanischen Ernte-Dank-Fest, ist genauso alt wie das „neue“ Amerika selbst. Im Jahr 1620 kamen die ersten Europäer mit der Mayflower direkt aus Plymouth nach Amerika. Ein Jahr später, also 1621, fand nach einem harten Winter, den die Siedler aus Plymouth ohne die Hilfe der Wampanoag-Indianer nicht überlebt hätten, ein gemeinsames Erntefest der Indianer (die die Turkeys beisteuerten) und der europäischen Pilgerfahrer statt. In Erinnerung an dieses historische Zusammentreffen und als Dank für »Gottes Gaben« wird Thanksgiving seitdem jedes Jahr gefeiert.
Aha, aha, so war das also – soweit der Kulturelle Beitrag für heute :-)

Und mit Thanksgiving genauer gesagt dem Samstag des Thanksgiving-Wochenendes beginnt hier auch die Vorweihnachtszeit. Gemerkt haben wir das dadurch dass unser Radiosender Lite FM, ab diesem Tag 24 nonstop nur noch Weihnachtsmusik spielt !!!! Ja ihr lest richtig über einen ganzen Monat lang Tag und Nacht nur Weihnachstsmusik – Ich bin jetzt schon ein richtiger Meistersinger von New York und trällere fröhlich (und selbstverständlich mittlerweile auch auswendig) von Feliz Navidad bis Winter Wonderland alles fleißig mit.
Und letzte Woche wurden auch die Tree Lightings celebriert. Und davon gibt es zwei: Eine kleine Version auf dem Vorplatz der Metropolitan Opera (Met) und natürlich der berühmte Riesen-Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center. Ich war selbst mit meinen Eltern, die ihren Sohnemann mal wieder live sehen wollten, bei der kleineren Version vor der Met mit dabei. Neben ein paar kleinen aber feinen musikalischen Aufführungen, wie dem Met Kinderchor, einem Balletauszug aus dem Nussknacker u.a. wurde dann schließlich der Baum illuminiert und ihr ratet im Leben nicht von wem. Eine der herausragensten amerikanischen Persönlichkeiten (die auch einen ganz besonderen Bezug zu Weihnachten hat) ist extra dazu angereist. Und wer war das wohl? Genau ! Mickey Mouse – kein Witz. Jeden weiteren Kommentar spare ich mir hier.
Wenn man allerdings am Abend durch die weihnachtlich beleuchtete Fifth Avenue schlendert und die unglaublichen Weihnachtsdekorationen der New Yorker Schaufenster bewundert, muss man sich doch mal wieder an die Nase fassen um zu realisieren, dass man tatsächlich da ist und nicht träumt (ein paar Schaufenster-Dekos liegen als Anhang bei)


Und wie bestellt hat es heute Nacht auch zum ersten Mal geschneit und es liegen so ca. 4 cm Schnee. Jetzt beginnt wohl der berüchtigte kalte New Yorker Winter.

Es bleibt mir nur zu sagen: That´s Xmas in New York, that´s New York state of mind.

Ihr Lieben, das wars für heute. Ich wünsche Euch allen eine wunderschöne Adventszeit, geruhsame Feiertage, lass euch von Eueren Lieben schön beschenken und fasst Euch doch selbst mal an die Nase und seht euch die wunderschönen Dinge an, die es überall zu sehen gibt.
Happy holidays and merry Xmas everyone.

Bis Bald
Euer Neu-New-Yorker
Peter